Geschichte

Namen sind nicht immer nur „Schall und Rauch“ – in der Geschichte des „Behindertensport BS Burscheid 1963“ sind sie Aussagen über die gesellschaftlichen Konzepte im Gesundheitswesen.

Die „Versehrten-Sportgemeinschaft Burscheid 1963“ (VSG) wurde am 7. November 1963 von 23 Burscheider Bürgern zusammen mit einem Sportkameraden aus Blecher im „Deutschen Haus“ an Burscheids Marktplatz gegründet. Schon 1946 und 1962 hatte es Zusammenschlüsse Gleichbetroffener gegeben.
Vor allem Kriegs‑, Unfall‑ und Zivil-Versehrte fanden sich bei Sport und Spiel zur gemeinsamen Festigung ihrer Gesundheit zusammen, unter ihnen die Mitglieder und Ehren-Mitglieder Lothar Graetke, Hubert Tschipke und Friedel Wellershaus. Die langwierige Klärung aller Voraussetzungen für diese Vereinsgründung führte erst nach einem Jahr zum Ziel. Der Verein trat der 10 Jahre zuvor gegründeten „Arbeitsgemeinschaft Versehrtensport NRW e. V.“ (AVNRW) bei, dem heutigen „Behinderten-Sportverband NW e. V.“ (BSNW). Die Fachübungsleiter/innen für die Vereine wurden in von den Fachverbänden entwickelten und durchgeführten Lehrgängen ausgebildet.

Der Sportbetrieb begann sofort 1963 mit der Wasser-Gymnastik und dem Schwimmen donnerstags in den Bädern Leverkusen und Opladen – bis zur Fertigstellung des Burscheider Bades 1976 . Montags fand Gymnastik und Turnen in der Turnhalle Großösinghausen statt, im Sommer auch Leichtathletik. Die Mitgliederzahl wuchs schnell. Waren es Anfang 1964 erst 20 Sportler und 2 Sportlerinnen, so berichtet der Vorstand in der Mitglieder-Versammlung 1967 bereits von 42 Mitgliedern, davon 11 Frauen. Neue Sportarten kamen zusätzlich in das regelmäßige Angebot Tischtennis und Bogenschießen (1968), Gymnastik und Flugball für Frauen (ca. 1981). Sporthallen in der Stadt Burscheid mussten als Übungsstätten angemietet werden. Man traf sich mit befreundeten Vereinen aus der Nachbarschaft in Burscheid zu Turnieren beim Bogenschießen, Bosseln, Flug‑ und Sitzball und fuhr auch zu deren Wettkämpfen. In den landesweiten Rundenspielen im Hallenbosseln verpasste man 1999 ganz knapp die Oberliga. Sitzball wurde noch bis ins Jahr 2000 in Turnieren gespielt; heute mangelt es leider an jüngeren Interessenten für diesen attraktiven Sport der Gehbehinderten. Wir wünschen uns neue Interessenten jüngeren oder mittleren Alters, um dieses Sportangebot in unserem Verein auch weiterhin anbieten zu können. Diese Sportart kann auch von jedem Nichtbehinderten betrieben werden. Sie zeichnet sich durch Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination von Hand und Auge sowie ein gutes Ball‑ und Bewegungsgefühl aus. Seit 1978 nennt sich der Verein „Behindertensportgemeinschaft“ (BSG). Eine notwendig gewordene Satzungsänderung und überörtliche Entwicklungen bringen dann ein von neuen medizinischen Erkenntnissen geprägtes gesundheitspolitisches Denken in den heutigen Vereinsnamen ein. Der große Kreis gesundheitlich beeinträchtigter Menschen soll in gruppenspezifischem Sport auf breiter Basis gefördert werden. Die Vereine und Verbände betreuen künftig nach den örtlichen Möglichkeiten auch die Nichtbehinderten. 66 Frauen und 72 Männer sind 2002 eingetragene Mitglieder im Verein, davon 115 aktive Sportler/innen.

Seit dem 24. November 1996 gibt es eine Herzsportgruppe
Gegründet wurde sie auf Anregung von Dr. Ulrich Hollenstein, Ober‑ und stellvertretender Chefarzt der Klinik Roderbirken in Leichlingen, und mit tatkräftiger Unterstützung von Frau Renate Sessinghaus, VHS Bergisch Land. Wegen der großen Nachfrage muss diese Gruppe bereits 1998 in eine Übungsgruppe für die weniger belastbaren Teilnehmer und eine Trainingsgruppe für Sportler mit höheren Belastungsmöglichkeiten geteilt werden. Die gesetzlichen und vertraglichen Vorschriften erfordern neben der speziellen Ausbildung der Übungsleiter/innen zusätzlich die Verordnung des Rehabilitationssports nach halbjährlich wiederholten (haus‑)ärztlichen Untersuchungen der Teilnehmer/innen. Während der Übungsstunden muss die Anwesenheit eines Arztes gewährleistet sein. Das sind die Voraussetzungen einer anteiligen Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Elf Burscheider Ärzte sind seit der Einrichtung dieses Angebots zur Betreuung während der Übungszeiten bereit, ihnen soll an dieser Stelle ganz herzlich für ihren solidarischen Einsatz gedankt werden.

„Reha‑ und Präventions-Sport im BS Burscheid 1963“
Der Behindertensport ist Rehabilitation und Prävention für behinderte und nichtbehinderte Menschen. Er fördert ihre gesellschaftliche Integration und Selbstständigkeit. Leider versuchen manche Krankenkassen, den Rehabilitationssport ihrer zahlenden Mitglieder nicht mehr anteilig zu fördern. Man unterschätzt offensichtlich immer noch die Erfolge gesundheitlicher Rehabilitation durch die sinnvollen Angebote in den Sportvereinen durch deren ständige Gemeinschaftsarbeit. Die Verhandlungen in den Dachverbänden haben zu vertretbaren Ergebnissen geführt!